Montag, 30. Dezember 2013

Blick zurück nach vorn

Doctors großer Jahresrückblick


Wie schnell doch so ein Jahr vorbei geht.2013 liegt in den letzten zügen und 2014 klopft vernehmlich an die Tür.Grund genug ,noch einmal auf 2013 zurück zu blicken.

Wir waren Papst


Überraschend für alle ,trat Benedict XVI. (alias Josef Ratzinger)vom Papstamt zurück. Das erste Mal seit 700 Jahren überlebte ein Papst sein Amt. Was blieb uns von ihm? Hetze gegen Schwule(die Homophobie Ratzingers war schon zu seinen Kardinalszeiten bekannt)Das Decken der Schuldigen des Kindesmissbrauchs in der Kirche, und die Aufhebung der Exkommunikation eines Holocaustleugners und seiner Bruderschaft, sowie seine Rede im Bundestag .Auch ein Novum, bei dem besonders die abstoßende Hexenjagd auf jene in Erinnerung blieb, die diese Rede nicht befürworteten und ihr nicht beiwohnen wollten, obwohl auch das von der Religionsfreiheit gedeckt war. Aber es war ja unser Papst und dem hat man gefälligst im Bundestag zuzuhören und zu -jubeln.

Nachfolger Benedicts wurde der Argentinier Jorge Mario Bergolgio. Eine weitere Zäsur: zum ersten Mal ein Nichteuropäer auf dem Stuhl des Petrus. Und er hat eine völlig andere Amtsführung. Er nannte sich Franziskus und wie um diesen Namen zu bestätigen, kommt er ohne den Pomp eines Ratzinger aus ,lebt in einem kleinen Gästehaus, statt im Palast, fährt mit dem Bus oder Fahrrad, statt mit der gepanzerten Limousine und kritisiert scharf das kapitalistische Wirtschaftssystem.

Lebensmittelskandale-wie ging noch mal Verbraucherschutz ?


Da waren zunächst Dioxin-verseuchte Eier ,weil zur Fütterung der Hühner Futtermittel verwendet wurde ,dem altes Fett beigegeben wurden war. Dann kam die Billiglasagne, die statt dem auf der Packung angegebenen Rindfleisch, Pferdefleisch aus Rumänien enthielt und nach jedem dieser Skandale stand unsere Ankündigungsministerin am Mikrofon und kündigte einen 10-Punkte-Plan an ,um das Problem anzugehen Geschehen ist selbstverständlich nichts, denn wie ihre Vorgänger verstand auch Ilse Aigner unter Verbraucherschutz stets den Schutz der Lebensmittelindustrie vor den Interessen der Verbraucher. Der Lebensmittelpanscherei einen Riegel vorschieben? Mehr Lebensmittelkontrollen? Nicht doch, das gefährdet doch die Wettbewerbsfähigkeit und ist nicht marktkonform. Außerdem vergisst der Michel schnell, oder hat jemand in letzter Zeit im Bekanntenkreis noch was von Pferdefleischlasagne oder Dioxineiern gehört? Nein, aber was für eine Aufregung, als die Blöd-Zeitung zur Unterstützung von Merkels Wahlkampf einen alten Vorschlag der Grünen wieder ausgrub, das man doch einmal in der Woche auf Fleisch verzichten könnte(Wohlgemerkt: nur ein Vorschlag ,von einem Gesetz war nie die Rede)Welch ein Shitstorm brach da über die Grünen herein ,sie wollten den Deutschen das Fleisch verbieten und ihnen vorschreiben ,was sie zu essen hätten. So wurde eine kleine Mücke zu einem riesigen Elefanten aufgeblasen und das Wahlvolk von der Inhaltsleere des Merkelschen Wahlkampfs abgelenkt.  

Die NSA, Edward Snowden und das Kanzlerinnenhandy


Welch ein Aufruhr in den USA ! Ein ehemaliger NSA -Mitarbeiter namens Edward Snowden hatte ,im Gegensatz zu seiner Regierung noch ein Gewissen, floh aus dem Land und enthüllte  unglaubliches: Die NSA ,wie auch britische Geheimdienstler überwachten seit Jahren unbescholtene EU-Bürger und sammelten massenhaft deren Daten. Wie groß die Angst der US-Administration vor weiteren Enthüllungen ist ,konnte man daran sehen, das man anderen Staaten offen drohte ,für den Fall, das sie Snowden Asyl boten. Der Gipfel war die erzwungene Landung der Maschine des bolivianischen Präsidenten Morales auf seiner Rückkehr von einem Besuch in Russland, wo Snowden Asyl erhalten hatte ,um zu sehen, ob der Ex-Agent an Bord versteckt war.

Gleichzeitig erhielt ein anderer Wistleblower namens Bradley(jetzt Chelsea)Manning 35 Jahre Haft, dafür ,das er Kriegsverbrechen und Verstöße gegen die Genfer Konvention seitens der US- Army im Irak zur Veröffentlichung gebracht hatte. Woanders nennt man so was Zivilcourage, in den USA nennt man es Verrat. Andere Länder, andere Sitten!

Zurück zur Ãœberwachungsaffäre: Kümmerte sie den Michel? oder die Regierung? nicht wirklich, so hatte man den Eindruck. Merkel wusste selbstverständlich von nichts und verharmloste. Unsere amerikanischen Freunde waren doch nur um unsere Sicherheit bedacht. Aber natürlich, immerhin könnte Oma Paschulke in ihrem Keller Al Kaida- Terroristen verstecken, da muss sie doch überwacht werden! Auch von unserem pastoralen Präsidentenkracher und Bürgerrechtler Gauck ,der sonst das Wort Freiheit in jedem zweiten Satz im Mund hat, kein Wort. Innenminister Friedrich, entblödete sich als Höhepunkt nicht von einem Super-Grundrecht auf ‚Sicherheit zu faseln ,dem sich alle anderen Grundrechte gefälligst unter zu ordnen hätten .Im Rahmen des NSU-Falles hatte sich ja gezeigt, wie Ernst er und seine Behörde dieses Super-Grundrecht nahmen.

Schließlich stellte sich nach einer Untersuchung Kanzleramtsminister Pofalla vor die Kamera und erklärte die Überwachungsaffäre für beendet .Aber da hatte er die Rechnung ohne Snowden gemacht. Der enthüllte kurz darauf, das Jahrelang auch die Kanzlerin überwacht und ihr Handy abgehört wurde. Welch Sakrileg! Das Handy unserer großen Vorsitzenden wurde abgehört! Plötzlich hörte man von der Regierung und von ihrer Majestät, die natürlich auch jetzt von nichts gewusst hatte, genau die Kritik und Empörung, die man bereits bei Beginn der Überwachungsaffäre erwartet hatte. Und jetzt bestellte Außenminister Westerwelle auch den US-Botschafter ein(wohl eher ein verzweifelter Versuch seine Partei noch zu retten),und Friedrich reiste in die USA, natürlich ohne irgendwas mitzubringen, aber das hatte ja eh keiner erwartet. Schließlich waren die USA zu dem Zugeständnis bereit, zumindest das Handy der Kanzlerin nicht mehr zu überwachen. Und damit war dann auch der Michel zufrieden und Merkel hatte es geschafft, das Thema aus dem Bundestags Wahlkampf heraus zu halten.

Sie hatten die Wahl, oder: von einem der auszog, der Kanzlerin nicht das Fürchten zu lehren


Und damit sind wir beim Thema Bundestags Wahlkampf, obwohl Wahl-Kampf? Sagen wir es mal so: es war wohl der mit Abstand langweiligste Bundestagswahlkampf aller Zeiten. Die Siegerin stand ja bereits nach der Kanzlerkandidatenkür der SPD fest, die es auch dank medialem Einsatz geschafft hatten, in Peer Steinbrück, den denkbar ungeeignetsten Kandidaten zu finden .Das muß man unserer Systempresse schon lassen. Ein sauberer Propagandacoup war das, Steinbrück so lange hoch zu schreiben ,bis die SPD ihn aufgestellt hatte. Selbst  im unwarscheinlichen  Fall, das er Kanzler werden würde, hatten sie nichts zu fürchten, denn er war ja strammer Agenda 2010 –Befürworter ,mit dem eine Abkehr der SPD vom neoliberalen Holzweg nicht zu befürchten war.

Aber Steinbrück tat noch mehr ,als von ihm erwartet wurde: zielsicher fand er jedes Fettnäpfchen und konsequent lies er jede Möglichkeit ungenutzt ,sich als politische Alternative zur Kanzlerin darzustellen. So machte es dann auch nichts, das die Unionsparteien in ihrem Wahlkampf weitgehend auf Inhalte verzichteten und stattdessen einen Personenkult betrieben, wie er Nordkorea zur Ehre gereicht hätte. Unrühmlicher Höhepunkt: Die Siebzig Meter große Abbildung der Kanzlerinraute in Berlin.

Und so kam das erwartete Ergebnis zustande: fast die absolute Mehrheit für die Union,25% für die SPD. Man konnte die Steine hören, die der Kanzlerin vom Herzen fielen, als sie die absolute Mehrheit knapp verpasst hatte, blieb ihr damit doch erspart genau das zu tun, was sie seit acht Jahren vermieden hatte: nämlich regieren, selber Entscheidungen zu treffen und diese auch selber zu vertreten, ohne einen Koalitionspartner als Watschenaugust, der die Prügel für ihr Versagen einsteckt. Stattdessen kam  nach nur drei Monaten Verhandlungen das was jeder schon vor Wahl erwartet hatte: die GroKo. Nachdem die Sozen sich zum Schein noch ein wenig gesträubt hatten, schlüpften sie bei Mutti unter. Unnötig zu erwähnen, das man sich vorher durch konsequente Ausschliesseritis um jede andere Option gebracht hatte. Gabriels Ausfälle gegen die Linke kurz vor der Wahl taten das ihre, und selbstverständlich lies man auch die rotrotgrüne Mehrheit von Acht Stimmen ungenutzt.

Nun haben wir also die nächsten vier Jahre die große Koalition mit einer Minimalopposition aus Linken und Grünen, wobei die Grünen in wichtigen Politikfeldern sicher mit der Regierung stimmen werden.

Ein positives hatte diese Wahl aber :nämlich das Verschwinden der FDP aus dem Bundestag. Die Grabrede überlasse ich mal Max Uthoff.

Noch zwei Wahlen fanden statt, nämlich in Bayern und in Hessen. In beiden Ländern brach die FDP ebenfalls ein. In Hessen ist sie noch im Landtag vertreten. Dort kommt es nun zur ersten schwarzgrünen Regierung in einem Flächenland, das heißt, nach dem Saarland halten die Grünen zum zweiten Mal eine abgewählte Regierung an der Macht, die sie doch eigentlich ablösen wollten ,was auch hier mit rotrotgrün möglich gewesen wäre, und bestätigen so einmal mehr den Slogan der Linken: “wer Grün wählt wird sich schwarz ärgern“

Die Bayern haben ihre Mir san Mir- Mentalität wieder einmal zum Ausdruck gebracht, indem sie eine CSU, die einen Mann fünf Jahre lang unschuldig ins Irrenhaus hat sperren lassen, oder das zumindest billigte, weil er Verstrickungen mit den Banken öffentlich machen wollte und deren Minister schamlos Verwandte in ihren Ministerien auf Steuerzahlers Kosten versorgte mit absoluter Mehrheit wieder an die Regierung wählten. Jedes Volk bekommt halt die Regierung, die es verdient.

Hoeness, Beckenbauer, die Steuern und die Sklaven


 Wo wir dann schon bei Bayern sind :Ja, mei war das ein Beben, als Uli Hoeness in Folge des Scheiterns des Steuer(-hinterzieherschutz-)Abkommens mit der Schweiz, Selbstanzeige erstattete wegen Steuerhinterziehung in Millionenhöhe .Er der sich immer als moralische Instanz inszenierte, bzw. inszenieren lies, war nun den hohen moralischen Ansprüchen, die er bei anderen anlegte selber nicht gerecht geworden. Aber noch schlimmer :Das Verfahren wurde trotz Selbstanzeige nicht gegen Geldbusse eingestellt, sondern die  Staatsanwaltschaft hat sich entschlossen ,Anklage zu erheben und Uli muß vor Gericht. Nicht das er ins Gefängnis gehen müsste(und selbst von dort aus dürfte er das Amt des Bayernpräsidenten nach dem Willen der Fans und Mitglieder weiter ausüben), das wird im schlimmsten Fall ne Bewährungsstrafe werden.

Und dann war da noch Schlichtgestalt Franz Beckenbauer der, nachdem die Nachricht durch die Presse ging, das auf Baustellen für die Fußball WM in Katar 2018 de facto Sklaverei herrscht, und einige nepalesische Arbeiter ,aufgrund der unmenschlichen Arbeitsbedingungen, ums Leben  gekommen waren, dorthin gefahren war und uns beruhigen konnte: Es gibt dort keine Sklaven ,,denn Franz hat nirgendwo jemanden mit Ketten auf der Baustelle gesehen. Na, wenn er es sagt ,muß es ja stimmen. Wahrscheinlich wird Beckenbauer demnächst viel im Regierungsauftrag unterwegs sein, um zu verkünden, das er keine Hartz IV –Empfänger im Elend gesehen hat,, ebenso keine Billiglöhner und keine raffgierigen Konzernmanager, sowie auch keine überwachenden Geheimdienste und mordenden Neonazis und natürlich keine wirtschaftliche Rezession in Südeuropa und keinen Rückgang des Privatkonsums, denn wenn der Kaiser sagt, das gibt es alles nicht, dann ist das auch so. Ein Volk ist ja so leicht zu beruhigen.

Hildebrandt, Brandt ,Schramm- zwei gehen, einer rotiert im Grabe


Einer der großen des politischen Kabaretts ist in diesem Jahr von uns gegangen: Dieter Hildebrandt ,der Grandseigneur des politischen Kabaretts in Deutschland ,ist im Alter von 86 Jahren einem Krebsleiden erlegen .Statt eines großen Nachrufs ,den andere schon besser gemacht haben will noch einmal auf sein Vermächtnis in Form seines Schaffens verweisen (http://schumt3.blogspot.de/2013/11/ripdieter-hildebrandt.html)

Willi Brandt wäre am 18.12.100 Ihre alt geworden und würde ,ob des desolaten Zustandes seiner SPD am heutigen Tag, die Hände vors Gesicht schlagen.Sein Rotieren im Sarg, ist förmlich zu hören.

Und dann ist da noch Georg Schramm, der seine Kabarettkarriere beendet .Damit geht eine weitere Größe des politischen Kabaretts. Einer der scharfzüngigsten und scharfsinnigsten Kabarettisten und zugleich einer der zornigsten. Ob als renitenter Rentner Lothar Dombrowski, als hessischer Sozialdemokrat August oder als Oberstleutnant Sanftleben .Er legte immer den Finger in die Wunde und eckte auch mehr als einmal an. An der Seite von Urban Priol war auch in Neues aus der Anstalt zu sehen.

Zum Schluß


Will ich mal mit Priol sagen:2014 wird bestimmt genauso bescheuert wie das ablaufende 2013.Aber keine Angst, mit einem kräftigen Schuss Optimismus und einer ordentlichen Prise Galgenhumor werden wir auch das überstehen, denn Mutti hält ja auch ihre schützende Raute über uns.

In diesem Sinne  

 

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